Ein Treffen mit Sébastien Rastegar, Abfahrtsfahrer und auch qualifiziert für Redbull Crashed Ice
Sébastien Rastegar gehört zu den französischen Skatern und hat sich für die erste Etappe des Redbull Crashed Ice in Marseille (Frankreich) qualifiziert.
Par alfathor

Interview
Hallo Sébastian, wie hast du das Skaten für dich entdeckt?
In der Grundschule durch die verschiedenen Sportarten, die wir dort ausprobiert haben. Darunter war eben auch das Skaten. Mit ein paar Freunden haben wir entschieden uns Skates (Quads) zu kaufen und dann wurde es für uns auch eine außerschulische Aktivität.
Welche sind deine Disziplinen?
Heute widme ich mich nur noch dem Abfahrtsfahren. Ich besuche ab und zu noch Skate Parks, um mich zu amüsieren und in der Hoffnung meine physische Form bei zu behalten. Aber dafür mache ich es dann doch zu selten! 🙂
Was hat dich zur Abfahrt gebracht?
Ich habe das Abfahrtsfahren durch Zufall entdeckt. Ich sah zwei verrückte Sprinter rückwärts einen short-track bis nach ganz unten gefahren sind, in ihrer tiefen Position. Ich näherte mich schnell den zwei Parisern und da ich schon sliden konnte, durfte ich sogar gleich an Beginnerkursen in Paris teilnehmen. Danach ging ich für zwei Jahre nach Deutschland arbeiten. Erst bei meiner Rückkehr 2013, nahm ich an Wettkämpfen in der Abfahrt teil und die Mitglieder des Estrem Dounill haben mir beigestanden und mir alles beigebracht.
Praktizierst zu parallel noch weitere Sportarten?
Ich war zwei Jahre lang beim Boxen, aber meine Zeitplanung hat das dann leider nicht mehr zugelassen, obwohl es mir richtig Spaß gemacht hat. Danach bin ich zum Klettern gegangen. Bei mir gegenüber gibt es eine Kletterhalle mit langen Öffnungszeiten. Ich bin absolut begeistert davon!
Was bringen dir diese Einheiten?
Beim Boxen lernte ich viel für die Ausdauer und Explosivität. Meine Leistung machte 2014 einen Sprung nach vorne, das war das Jahr, in dem ich am aktivsten im Boxen war. Das Klettern half mir für das Gleichgewicht und Körpergefühl. Ich verlor jedoch jegliche Ausdauer und Explosivität.
Möchtest du auch andere Skate- Sportarten ausprobieren?
Ich helfe seit drei Jahren bei der Organisation des Menil’descente. Das ist eine Hybrid- Veranstaltung von Skatecross und der Abfahrt. Sie findet mitten in Paris in der Rue de Ménilmontant (ca. 8% Neigung) statt. Das gibt mir fast Lust auch Skatecross auszuprobieren, aber dafür fehlt mir eine Dimension an Schnelligkeit, die es nur im Menil’descente gibt.
Das Redbull Crashed Ice: wie kam es zu dieser Möglichkeit?
Es ist das Ergebnis eines großen Zufalls. Ich hatte bereits länger Lust mich daran zu versuchen und ich hatte mit mehreren Teilnehmern außerhalb der Veranstaltungen darüber gesprochen (auf der Bobpiste beim Beton On Fire). Manche sind in beidem weit vorne platziert und es gibt immer mehr Sportler, die für alles offen sind. Also begab ich mich nach Österreich und ignorierte die Wildcards für Marseille, die für die zwei besten Franzosen bereit standen.
Erzähl uns von den Qualifikationen…
Wir sind zwei Tage vor Beginn angereist, da der Veranstalter uns mitteilte, dass die Strecke zum Training offen stand. Wir beherrschten sehr schnell den untersten Teil, der durch viele Sprünge und eine sehr schnelle Schikane geprägt war. Das Schwierigste für uns ist das Gefühl auf dem Eis. Der höhere Teil bestand mehr aus vielen engen Kurven, bei denen das Eis durch das viele Bremsen abgetragen war und somit eine unebene Eisfläche ergab. Ich verbrachte viele Stunden beim Üben und stürzte ein mal nach dem anderen. Auch als ich die Bremsmethode der Geschwindigkeitsfahrer (entgegen der Kurvenrichtung) ausprobierte, war ich leider noch immer langsamer als meine Mitstreiter.
Erst am dritten Tag, kurz vor den Qualifikationsrennen, kam ein Kufenschleifer zu mir. Er sah meine Kufen an und fragte mich, ob ich wirklich damit das Rennen laufen möchte. Er diagnostizierte einige Fehlstellungen und Verformungen der Kufe, ganz zu schweigen davon, dass sie unglaublich stumpf und beschädigt war. Für die Rennen schaffte er es lediglich die Kufe einigermaßen eben und scharf zu schleifen. Somit konnte ich mir erklären, dass meine Probleme im ersten Segment auch materielle Gründe hatte.
Im nächsten Schritt ging es darum zu sehen, wo ich mit der verbesserten Kufe im Vergleich zu den anderen landete. Nach der Qualifikation war ich auf Platz 56 von 160 Teilnehmern. Pascal Briand, der die Sprünge nicht gewohnt war, landete auf Platz 101. Die 64 besten Zeiten qualifizierten sich für das Finale in Marseille. Das war mir zu Anfang nicht so bewusst, da es auch nicht mein primäres Ziel gewesen war.
Die Finals waren mühselig für mich. Ich ließ mich oben schon abhängen und konnte dann aber auf den dritten aufschließen, der vor der Schikane gestürzt war. Dann stürzte ich aber selbst in der großen Kurve unten. Es war die alte Gewohnheit vom Skaten, in der Kurve das Gewicht auf den inneren Fuß zu schieben. Daraus resultierte ein schöner, selbst verschuldeter Rutsch über das Eis. 🙂 Flavien stürzte kurz vor dem Ziel und wurde somit 4. Insgesamt muss man sagen, dass wir noch viel Arbeit vor uns haben.
Was arbeitest du?
Ich arbeite selbstständig als Freelancer im Bereich Informatik Entwicklung. Dadurch kann ich mir meine Freizeit selbst gestalten, um auf die Events zu gehen, die mich interessieren.
Wie sieht eine normale Woche für dich aus?
Ein Vollzeitjob, Sport (Klettern, Skatepark und zur Zeit Eislaufen), basteln, ein bisschen Mechanik und Kumpels.
Gibt es einen oder eine Sportler/in der/die dich inspiriert?
Niemand bestimmtes, aber ich nutze jede Gelegenheit diejenigen, die besser als ich sind, zu beobachten und im Rennen und Training von ihnen zu lernen.
Welche zukünftigen Ziele hast du dir gesetzt?
Ich möchte weiterhin Spaß haben und mich verbessern, ohne mich zu etwas zwingen zu müssen. Ich habe mal versucht im Fitnesstudio an meiner Kraft und Ausdauer zu arbeiten, aber auf einem Laufband laufen, Eisen heben und stumpf zu pedalieren haben mich zu sehr gelangweilt. Ich möchte aber auf jeden Fall im Crashed Ice voran kommen und dafür werde ich eine spielerische Lösung finden müssen.
Bühne frei: über welche Sachen, die dir am Herzen liegen, würdest du reden wollen…
Wir benötigen finanzielle Hilfe für unsere Aktivitäten: Die Fahrten, die Wettkämpfe finden meistens im Ausland statt (fürs Bobbahn-fahren und Crashed Ice), außerdem auch das Material. Das summiert sich alles. Der Shop Marseillais Roller’n co hat mir für Marseille Ausrüstung zur Verfügung gestellt, was mir eine große Hilfe war. Da ich noch nicht viel Erfahrung habe, muss ich auch noch viel Material testen, bevor ich mich sicher auf dem Eis fühle. Bisher habe ich eine Kufe auf meinen normalen Skaten Schuh montiert, aber wer weiß, ob ich vielleicht nicht doch auf einen richtigen Eisschuh umsteigen werde!
Video: Abfahrt auf der Bobbahn in Sigulda (Lettland)
Steckbrief
Name: Rastegar
Vorname: Sébastien
Geb. Datum: 08.07.1985
Geb. Ort: Téhéran, Iran
Größe: 178cm
Gewicht: 68kg
Land: Frankreich
Ort: Villejuif (94)
Erste Schritte auf Skates: in der Grundschule
Altersklasse: Aktive/ Senioren Herren
Studium: Master of Information Technology (Epitech)
Stärke: albern
Verbesserungswürdig: physische Ausdauer
Andere Sportarten: Klettern, Boxen, Snowboard
Letzter gesehener Film: ?
Lieblingsmusik: „September“ Earth wind & fire
Videospiel: Assetto Corsa
Lektüre: nichts
Was ich mag: Ja !
Was ich nicht mag: Nein !
Qualitäten: Motivation
Verein/ Team: Estrem dounill
Schönste Erinnerung: viel zu viel Konkurrenz
Schlimmste Erinnerung: unter Verschluss
Sprachen: Englisch, Italienisch, Deutsch (mittel)
Alkohol oder Fruchtsaft: Alkohol
Stand oder Berge: Berge
Morgen oder Abend: Abend
Käse oder Nachtisch: Käse
Rap, Metal oder Techno: Alle drei, mein Käptn, aber nur Gutes
Football oder Rugby: keines
Erfolge: Französischer Meister in der Abfahrt 2014, regelmäßig auf dem Treppchen des Weltcups Beton On Fire
Nützliche Links
Schaut auf unserer Webseite vom Redbull Crashed Ice 2017 in Marseille vorbei